Historie
Zeittafel:
1959 Gründung der "Schmalfilmfreunde
im BFV Neu-Isenburg
1960 Einzug in das "Alte Rathaus" in
der Frankfurter Straße
1968 Eintritt in den "Bund Deutscher Filmamateure - BDFA"
1976 Umzug vom alten Rathaus in die alte Wagenhalle der
ehem. Stadtwerke
1990 (Okt) Umbenennung in "Film- und Videofreunde im
BfV Neu-Isenburg"
1993 (Dez) Umbenennung in "Film- und Videofreunde
in der vhs Neu-Isenburg"
In der Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Clubs hatte Albert Merta mit
Unterstützung durch den damaligen Vorsitzenden Norbert Schnorr eine Chronik
zusammengestellt:
"Im alten Rathaus der Gemeinde
belegen wir, die Schmalfilmfreunde,
seit vielen Jahren uns'res Seins
vier Räumchen nach vorn, nach hinten raus keins."
...tja, so war das damals, wird da der eine oder andere heute sagen. Natürlich
standen die Räume nicht von Anfang an zur Vefügung. Welcher Filmclub kann
bereits mit dem Gründungstag ein eigenes Domizil vorweisen?
Blättern wir also zurück:
Man schrieb das Jahr 1959. Die drei Schmalfilmbegeisterten Alfred Röber, Otto
Schnorr und Karl Vey knüpften die ersten Kontakte auf privater Ebene. Ein
glücklicher Umstand bescherte dem Trio den versierten Amateurfilmer Heinz
Zeller. Der langjährige Leiter eines Frankfurter Clubs, kurz zuvor nach
Neu-Isenburg gezogen, schloss sich ihnen an und half mit bei der Suche nach
geeigneten Räumlichkeiten. Alfred Röber, früheres Mitglied der Fotogruppe im
Bund für Volksbildung, schlug vor, an diese Institution wegen notwendiger
Unterstützung heranzutreten.
Der damalige Vorsitzende des Bundes für Volksbildung (BfV), Mathias Meller,
hatte sofort ein offenes Ohr für die Belange der Hobbyfilmer. Nach einigen
Gesprächen schlossen sich die Freunde als Filmgruppe dem BfV an. Mathias Meller
versprach jede nur mögliche Unterstützung und stellte einen Lehrsaal im alten
Rathaus für gemeinsame Abende zur Verfügung.
Eine Anzeige in der örtlichen Presse sollte für Mitgliederzuwachs sorgen, und
tatsächlich trafen sich am Abend des 26.Oktober 1959 elf interessierte Filmer im
alten Rathaus.
Nach längerer Diskussion hoben sie die "Schmalfilmfreunde im BfV" aus der Taufe.
Die Betonung lag auf "Freunde", denn als solche wollten die Filmbegeisterten
zusammenarbeiten und durch Erfahrungsaustausch der damals noch recht dürftigen
Kameratechnik ein kleines Schnippchen schlagen, um die eigenen Werke zu
verbessern.
Heinz Zeller als erfahrener Filmer hatte die Leitung der jungen Gruppe
übernommen. Anfang 1960 überließ Mathias Meller "seiner" Filmgruppe vier früher
von den Fotofreunden genutzte kleine Zimmer im zweiten Stock des alten Rathauses
mit dem Hinweis "Da könnt Ihr was draus machen".
In diesen Räumchen traf man sich nun jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat
und besprach Filmthemen, probierte mal dies, bastelte jenes und führte am Ende
seine "Werke" vor. Nach gut einem Jahr war es dann soweit. Am 18. Oktober 1960
wurde zum ersten öffentlichen Vorführabend gerufen. Da es so etwas in
Neu-Isenburg bis dato nicht gab, wurde der Abend auch entsprechend angekündigt.
Wieder duch Vermittlung des BfV-Chefs konnte das große Ereignis im Musiksaal der
Pestalozzischule (heute Brüder-Grimm-Schule) stattfinden. Dieser Saal blieb dann
auch für viele Jahre das Hauptvorführdomizil der Schmalfilmer.
Der Abend war ein Volltreffer. Es mussten sogar Besucher abgewiesen werden, weil
beim besten Willen "nichts mehr ging". Mittelpunkt der Vorführung war Otto
Schnorrs Heimatfilm "Hugenottenstadt Neu-Isenburg". In zweijähriger Arbeit hatte
der große Idealist ein filmisches Dokument geschaffen, das die Zuschauer
begeisterte. Aufgrund des regen Zuspruchs und des großen Erfolges musste die
Vorführung noch an mehreren Abenden wiederholt werden.
Öffentliche Vorführungen gehören seither zum festen Programm der Amateurfilmer.
Es zeigte sich, dass das Interesse der Neu-Isenburger Zuschauer stark den
Geschehnissen in ihrer Heimatstadt galt. Somit war ein Themenkreis für kommende
Aufgaben bereits gegeben.
Eine Sternstunde bereiteten sich die Schmalfilmer im Mai 1966 selbst. Aus den
eingangs erwähnten vier Räumchen hatten sie sich nach achtmonatiger Bauzeit und
einem Aufwand von rund tausend Arbeitsstunden ansehnliche Clubräume gestaltet.
Nach Feierabend und am Wochenende wurde gesägt, gehämmert, gebohrt, geflucht und
gelacht. Schließlich präsentierte sich ein fertiges Studio mit Garderobe,
Zuschauerraum (durch Herausbrechen einer Zwischenwand), kleiner Bühne für die
Leinwand und einem Projektionsraum. In diesem fehlte es an nichts, was nicht
zuletzt dem "Cheftechniker" Otto Schnorr zu verdanken war. Die Ehefrauen
schafften es schließlich, dem Ganzen bei aller Zweckmäßigkeit auch die nötige
Gemütlichkeit zu verleihen. Damit ist auf die zweite Bestimmung der Räume
hingewiesen. Geselliges Beisammensein gehörte nämlich schon immer zum festen
Bestandteil des Clublebens.
Filmer stecken bekanntlich voller Tatendrang, und so war es höchste Zeit, dass
sich die Schmalfilmfreunde 1968 dem BDFA anschlossen. Im Kontakt mit anderen
Clubs und durch Besuch von Wettbewerben wollten sie ihren Kenntnisstand
erweitern. Ferner bestand die Möglichkeit, preisgekrönte Amateurfilme aus dem
BDFA-Archiv auszuleihen, wovon auch reger Gebrauch gemacht wurde. Sonntägliche
Matinee-Veranstaltungen brachten diese Filme sogar einem breiteren Publikum
nahe.
Besonders erwähnenswert unter den vielen Aktivitäten der Schmalfilmfreunde ist
die filmische Dokumentation der Verschwisterung Neu-Isenburgs mit den
französischen Partnergemeinden Andrézieux-Bouthéon und Veauche in den Jahren
1969/70. Auch die schon zur lokalen Berühmtheit gewordene Jahresschau - später
"Neu-Isenburger Bilderbogen" betitelt - zeigte sich nun erstmals in ganzer Länge
in Farbe und in bis dato nicht gekannter Perfektion.
Bei soviel Enthusiasmus für den Amateurfilm war es keine Überraschung, dass der
Isenburger Club einen "Regionalwettbewerb" ausrichtete. Im März 1971 war die
Region "Mainland" im großen Saal des kath. Gemeindezentrums "St. Josef"
versammelt, und es gelang, den Wettbewerb in lockerer Atmosphäre und ohne
nennenswerte technische Pannen "über die Leinwand" zu bringen, was bei der
damaligen Gerätevielfalt gar nicht so selbstverständlich war.
Der unaufhaltsame Übergang vom Normalacht- zum Superachtverfahren und eine
gewisse "Müdigkeit" bei der Jagd nach Lokalereignissen waren die Gründe dafür,
dass Ende 1973 die letzte Jahresschau von Neu-Isenburg gezeigt wurde. Damit
endete eine zwölfjährige Ära, die aber viel wertvolles Material ins Archiv
brachte.
In das traute Clubleben platzte eines Tages die Meldung, das alte Rathaus müsse
wegen Baufälligkeit geräumt werden. So recht konnte und wollte das niemand
glauben, bedeutete dies doch die Aufgabe der geliebten und mit viel Mühe
gestalteten Räume. Aber das half nichts, der Beschluss war endgültig. So
siedelte der Bund für Volksbildung in das leer gewordene Gebäude der Stadtwerke
in der Friedrichstraße und den Filmern wurde die alte Wagenhalle als neues
Domizil überlassen.
Nach einigen Vorarbeiten des städtischen Bauamtes wurde erneut zur Ausgestaltung
gerufen. In rund 600 Arbeitstunden zauberten die Filmfreunde aus einem
Zweckbau ein Club-Studio mit allen Raffinessen. Neben einem großen
Projektionsraum entstanden eine Vorführkabine, eine Küche und Toiletten. Somit
war die neue Bleibe wieder eine gelungene Mischung aus Filmatelier und "gud
Stubb" für gemütliche Stunden.
1979 jährte sich das Bestehen der Schmalfilmfreunde zum zwanzigsten Mal. Heinz
Zeller, der diese zwei Jahrzehnte den Club leitete, schied nun, siebzigjährig,
aus seinem Amt und übergab es seinem langjährigen Vize Norbert Schnorr, blieb
dem Club aber als Ehrenvorsitzender bis zu seinem unerwarteten Tod Anfang 1982
treu.
Noch ein Wechsel fand zum Jubiläum statt. Der nicht mehr besonders ansprechende
Musiksaal in der Waldstraße und die ständige Parkplatznot ließen einen
Ortswechsel für die winterlichen Vorführabende geraten erscheinen. Mit dem Umzug
in die gut ausgestatteten Räumlichkeiten der Hugenottenhalle machten die
Schmalfilmer ihren Zuschauern und sich selbst das größte Jubiläumsgeschenk.
Nun sind bereits 25 Jahre ins Land gegangen. Die technischen Unzulänglichkeiten
der frühen Jahre sind von immer perfekteren Geräten und Hilfsmitteln abgelöst
worden. Doch es waren die großen und kleinen filmischen Ereignisse, die die
Jahre abwechslungsreich gestalteten.
Auch bei den Schmalfilmfreunden gab es Höhen und Tiefen, doch letztlich siegte
immer wieder die Freude am gemeinsamen Hobby und nicht selten gab es als Lohn
für die Amateurfilmerei neben dem Beifall der Zuschauer begehrte Preise und
Medaillen auf Landes- und Bundeswettbewerben.
Einige munkeln schon vom Tod des Acetatstreifchens, doch die Begeisterung eines
treuen Publikums bei hiesigen Veranstaltungen und die wachsende Zahl von Filmen
bei Wettbewerben lassen diesen Gedanken nicht so recht aufkommen.
Die Schmalfilmfreunde wünschen sich für die kommenden Jahre ungetrübten Spaß am
Filmen und dass sie weiterhin als Schmalfilm-"Freunde" zusammen arbeiten.
Ein Foto aus den sechziger Jahren: Heinz Zeller, Otto Schnorr, Karl Vey und Ali
Danker (von links) beim
"Fachsimpeln"